Am Freitag, 20.05., um 9:35 Uhr versammelten sich alle Schüler*innen von der fünften bis zur achten Klasse im Theaterraum der Geschwister-Scholl-Mittelschule, die neunte musste wegen Abschlussprüfungen leider außenvor bleiben. Grund für die Versammlung war die Anwesenheit des Künstlers Nils Oskamp, der mit einer Lesung zu seiner Graphic Novel „Drei Steine“ die Schülerschaft in den Bann zog. Mit dieser Geschichte zeichnet Oskamp im wahrsten Sinn des Wortes seine eigene Zeit als Schüler im ländlichen Bochum-Dorstfeld nach und verarbeitet darin seine dort erlebte Jugend in einem widererstarkten neo-nationalsozialistischen Umfeld. Dadurch, dass der Künstler die vorgetragene Geschichte nicht als Fiktion skizzierte, sondern weitgehend autobiographische Züge beinhaltet, gewann die Lesung durch die ergänzten Kommentare und Hintergründe an Authentizität und in der Folge die Aufmerksamkeit der Schüler*innen. Oskamps Erfahrungen und vor allem das Gefühl, kaum Unterstützung im Kampf gegen Verblendung und rohe Gewalt zu bekommen, verleihen der Veranstaltung teilweise, neben den humorigen Szenen, auch eine schaurige Note. Die Bedeutung der „Drei Steine“ zieht sich wie ein roter Faden durch die Geschichte und erreichte auch die Zuhörerschaft. Dass Widerstand gegen nationalsozialistische Tendenzen und der Kampf für mehr Demokratie und Toleranz immer seine Berechtigung hat, wird den meisten Schülerinnen und Schülern durch die zum Teil beklemmenden Erlebnisse des Herrn Oskamp ein Stück weit klarer.Die beiden Geschwister, Hans und Sophie Scholl sind die Namensgeber der weiterführenden Schule hier in Schwarzenbach. Ein Anlass für einen künstlerischen Workshop, der am Samstag, 21.05. folgte und an dem einzelne Schüler*innen jeder Klasse mitwirken durften. Dabei lernten sie das Verfahren des Schablonensprühens mit Nils Oskamp kennen. Gemeinsam halfen sie, die ehemalige Schwarzenbacher Kinopassage mitzugestalten und fertigten im Anschluss auf Leinwänden Plakate mit derselben Technik, die das Konterfei der Geschwister Scholl und aussagekräftige Zitate der Widerständler zeigen. Bei dieser Tätigkeit besuchte sie Schulleiter Sebastian Lehmann, der bereits plant, neben den Plakaten, die im Schulhaus einen würdigen Platz finden werden, auch endlich den Namen der Schule nach außen deutlich sichtbar anzubringen. Sowohl bei der Lesung als auch beim Workshop wurde über die geschichtlichen Zusammenhänge der Widerstandsgruppe „Weiße Rose“ aufgeklärt. Die Gruppe war nur relativ kurze Zeit aktiv, bis man sie Ende Februar 1943 enttarnte, verhaftete und die prägenden Mitglieder zeitnah mit dem Tode bestrafte. Die Geschwister Sophie und Hans Scholl starben am 22. Februar 1943 unter dem Fallbeil. Sechs Flugblätter, die über die Wahrheit und Gräueltaten des Krieges, und über die politischen Pläne der Nationalsozialisten aufklärten, schrieben, verteilten und verschickten sie in hohen Auflagen an die Bevölkerung. Sie waren sich darüber bewusst, dass sie sich selbst und ihre Familien in hohem Maße gefährdeten.Oskamp kündigte an, im Juni wieder vor Ort zu sein und die Serie der Plakate mit weiteren Motiven in Zusammenarbeit mit Schülerinnen und Schülern der GSMS zu ergänzen.
Das Projekt wurde gefördert von der Aktion „Demokratie leben!“ des Bundesfamilienministeriums. Gemeinsam mit den Landkreisen Wunsiedel und Tirschenreuth und der Stadt Hof gehört der Landkreis Hof zur „Partnerschaft für Demokratie“: https://www.demokratie-leben-in-der-mitte-europas.de/
Der Förderverein der Schwarzenbacher Geschwister-Scholl-Mittelschule hatte die Unterstützung beantragt.